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Montag, 28. August 2006
Der Bahn Wissen abtrotzen
pianokoenig, 12:33h
Es könnte so einfach sein: Ein schwerfälliger, dickfelliger und überbürokratisierter Staatskonzern erfindet einen unglaublich hilfreichen, modernen und zuverlässigen Service. Prompt verschlingt jedoch die genannte Bürokratie einen derart erheblichen Anteil an Zeit und Ressourcen, dass der gesunde Menschenverstand beim Testen des Services aussetzt.
Was ist geschehen? Auf www.bahn.de gibt es - versteckt auf der Seite der ausführlichen Fahrplanauskunft in der rechten seitlichen Navigation - einen Link "Ankunft/Abfahrt". Hinter diesem Link verbirgt sich eine Abfrage nach den Ankunft- und Abfahrtzeiten eines beliebigen Bahnhofs zu einer beliebigen Tageszeit. Soweit so gut. Genial ist allerdings die Idee, für die Stunde, die auf die aktuelle Uhrzeit folgt, auch noch die aktuellen Verspätungen oder ggf. das Wort "pünktlich" hinter den Zug zu schreiben. Nie mehr muss jemand eine halbe Stunde zu früh das Büro oder sein Zuhause verlassen, nur um am Bahnhof festzustellen, dass der Zug elend lange Verspätung hat.
Wer nun allerdings denkt, das sich der Link des jeweiligen Bahnhofs, der dem Arbeitsplatz oder dem Zuhause am nächsten ist, einfach und leicht unter die Favoriten abspeichern lässt, der irrt und beweist eine tiefe Naivität gegenüber der Nutzerfreundlichkeit der Websites von Staatskonzernen.
Die - nach langem Suchen - gefundene Anleitung, um an den ersehnten Link für die Favoriten zu kommen, gebe ich hier:
1) Im genannten Abfahrtsmonitor den gewünschten Bahnhof eingeben und anzeigen lassen (bemerke, dass der Link sich nicht verändert!).
2) Auf der Anzeigeseite einmal zwischen den Registerreitern "Ankunft" und "Abfahrt" hin und her schalten.
3) Voilà! Sich freuen, dass der Permalink zum aktuellen Abfahrtsmonitor des gewünschten Bahnhofs nun in der Browserleiste angezeigt wird und den Favoriten hinzugefügt werden kann.
4) Achtung: Für Profis! Bei den Parametern gibt es einen, der "productsDefault=" heißt. Wenn man auf S-Bahnen oder andere Produkte der DB verzichten kann, kann man mit den Nullen und Einsen dieses Parameters wie mit einer Serie von Schaltern spielen. Die zweitletzte Stelle steht zum Beispiel für Busse und U-Bahnen, die drittletzte für S-Bahnen, die zweite für ICs, die erste für ICEs usw., also in etwa wie es auch der bahninternen Hierarchie der Produkte entspricht.
Ein lustiges Spiel fällt mir dazu ein: Jemand in der Runde sagt eine siebenstellige Zahl, alle müssen einen deutschen Bahnhof nennen, die Zahl wird beim Parameter "Input" eingegeben, und wer dann mit dem Tipp am nächsten an der Stadt gelegen hat, gewinnt. :-)
Was ist geschehen? Auf www.bahn.de gibt es - versteckt auf der Seite der ausführlichen Fahrplanauskunft in der rechten seitlichen Navigation - einen Link "Ankunft/Abfahrt". Hinter diesem Link verbirgt sich eine Abfrage nach den Ankunft- und Abfahrtzeiten eines beliebigen Bahnhofs zu einer beliebigen Tageszeit. Soweit so gut. Genial ist allerdings die Idee, für die Stunde, die auf die aktuelle Uhrzeit folgt, auch noch die aktuellen Verspätungen oder ggf. das Wort "pünktlich" hinter den Zug zu schreiben. Nie mehr muss jemand eine halbe Stunde zu früh das Büro oder sein Zuhause verlassen, nur um am Bahnhof festzustellen, dass der Zug elend lange Verspätung hat.
Wer nun allerdings denkt, das sich der Link des jeweiligen Bahnhofs, der dem Arbeitsplatz oder dem Zuhause am nächsten ist, einfach und leicht unter die Favoriten abspeichern lässt, der irrt und beweist eine tiefe Naivität gegenüber der Nutzerfreundlichkeit der Websites von Staatskonzernen.
Die - nach langem Suchen - gefundene Anleitung, um an den ersehnten Link für die Favoriten zu kommen, gebe ich hier:
1) Im genannten Abfahrtsmonitor den gewünschten Bahnhof eingeben und anzeigen lassen (bemerke, dass der Link sich nicht verändert!).
2) Auf der Anzeigeseite einmal zwischen den Registerreitern "Ankunft" und "Abfahrt" hin und her schalten.
3) Voilà! Sich freuen, dass der Permalink zum aktuellen Abfahrtsmonitor des gewünschten Bahnhofs nun in der Browserleiste angezeigt wird und den Favoriten hinzugefügt werden kann.
4) Achtung: Für Profis! Bei den Parametern gibt es einen, der "productsDefault=" heißt. Wenn man auf S-Bahnen oder andere Produkte der DB verzichten kann, kann man mit den Nullen und Einsen dieses Parameters wie mit einer Serie von Schaltern spielen. Die zweitletzte Stelle steht zum Beispiel für Busse und U-Bahnen, die drittletzte für S-Bahnen, die zweite für ICs, die erste für ICEs usw., also in etwa wie es auch der bahninternen Hierarchie der Produkte entspricht.
Ein lustiges Spiel fällt mir dazu ein: Jemand in der Runde sagt eine siebenstellige Zahl, alle müssen einen deutschen Bahnhof nennen, die Zahl wird beim Parameter "Input" eingegeben, und wer dann mit dem Tipp am nächsten an der Stadt gelegen hat, gewinnt. :-)
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Dienstag, 25. Juli 2006
Und schreib' mir wenigstens eine Karte!
pianokoenig, 17:55h
Dies und das sind zwei Erscheinungen ein und derselben grandiosen Idee! Kommt mir vor wie eine Kreuzung aus Speed-Dating und der klassischen Flaschenpost.
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Unwiderstehlich schöne Werbung
pianokoenig, 17:36h
Spätestens als Schokolade nicht mehr schokoladiger, Waschpulver nicht mehr waschkräftiger und Marmelade nicht mehr fruchtiger werden konnte, waren wir in der Wüste der für die Werbung verloren gegangenen Produktnutzen angekommen. Seitdem schmeckte Schokolade "himmlisch joghurt-leicht" ohne notwendig weniger Kalorien zu haben und waren Filtertüten "sauerstoffgebleicht" ohne zwingend chlorfrei gebleicht zu sein und wurde Wäsche waschen zu einer Entscheidung über Schläue und nicht mehr zu einer Frage von Sauberkeit.
Welche Versprechen mittlerweile ein Produkt von einem anderen abheben ist keine Frage der beobachtbaren Eigenschaften eines Produktes mehr, sondern reduziert sich allein auf die durch den Verbraucher dem Produkt zugeschriebenen Eigenschaften. Auf der physikalischen Ebene sind Marmeladen ununterscheidbar; auf der Ebene des erlebenden Konsumenten vermittelt nur eine Marke aus Schleswig-Holstein das gewisse Extra. Willkommen im Cyberpunk der schnell drehenden Konsumgüter.
Ärgerlich ist für die Produktverantwortliche nur, dass das Erleben der Verbraucherinnen sehr unterschiedlich und einer genauen Vorhersage enthoben sein kann. Also ist es ihre erste und wichtigste Aufgabe, aus der Werkzeugkiste der Absatzwirtschaftlerin die geeignete Hilfestellung auszuwählen und anzubieten, auf dass die Verbraucherin genau weiß, warum sie kauft, wenn sie kauft. Und kaufen soll sie. Und sich gut dabei fühlen. Und immer glauben, dass sie selbst die wichtigste Entscheidung selbst getroffen hat. Wie auch die Souffleuse am Ende der Schauspielerin applaudiert, der sie den Text vollständig vorgesagt hat.
Besonders gut zu beobachten ist dieses Phänomen zurzeit im Bereich der Verschönerung des äußeren Erscheinungsbildes. Die angebotenen Produkte und Dienstleistungen in diesem Bereich lassen sich bekanntlich grob einteilen in operative und dekorative Maßnahmen, wobei die Grenzen hier vermutlich fließend sind.
Mir erschließt sich der Produktnutzen der operativen Maßnahmen nach wie vor nur unvollständig. Hilfestellung erhalte ich allerdings am Berliner Bahnhof "Friedrichstraße" durch die plakatierte Frage "Haben Sie die richtige Nase"? Mir soll anscheinend bewusst werden, dass es einenerfundenen wichtigen Unterschied gibt zwischen der richtigen und der falschen Nase. Dabei nehme ich an, dass die Unterscheidung dieser Kategorien mir selbst überlassen bleibt und nur auf meinem eigenen Bild von mir selbst beruht. Unterscheiden sich Wunsch und Wirklichkeit? Es gibt Hilfe! Die Wirklichkeit kann dem Wunschtraum angepasst werden. Das alte Ideal der menschlichen Herrschaft über die Schöpfung kann verwirklicht werden. Die Gene als korrigierbare Baupläne. Errare in generes est. Gesichtskorrektoren aller Länder vereinigt Euch! Steht auf gegen das Joch der Dysmorphophobie und die Diskriminierung der Betroffenen!
Auch im Bereich der dekorativen Maßnahmen erhalten Menschen seit Kurzem wichtige Hilfestellung bei der Produktwahl. Ein neues Deo verhindert nicht nur Geruch, sondern macht die für Deo in der Regel vorgesehene Körperregion auch "unwiderstehlich schön"! Ich habe mit dieser Kommunikation eines Produktnutzens vor allem ein semantisches Problem. Wer soll warum einer Achsel nicht mehr widerstehen können? Bisher konnte die Evolutionspsychologie mich von einer Reihe körperlicher Lockmittel überzeugen, die sich über die Jahrtausende bewährt zu haben scheinen. So kenne ich auch diverse Mittel und Möglichkeiten, geeignete Körperregionen in ihrer Anziehungskraft zu betonen. Die Höhlung an der Unterseite des Schultergelenks war mir dabei bisher offensichtlich entgangen.
Welche Versprechen mittlerweile ein Produkt von einem anderen abheben ist keine Frage der beobachtbaren Eigenschaften eines Produktes mehr, sondern reduziert sich allein auf die durch den Verbraucher dem Produkt zugeschriebenen Eigenschaften. Auf der physikalischen Ebene sind Marmeladen ununterscheidbar; auf der Ebene des erlebenden Konsumenten vermittelt nur eine Marke aus Schleswig-Holstein das gewisse Extra. Willkommen im Cyberpunk der schnell drehenden Konsumgüter.
Ärgerlich ist für die Produktverantwortliche nur, dass das Erleben der Verbraucherinnen sehr unterschiedlich und einer genauen Vorhersage enthoben sein kann. Also ist es ihre erste und wichtigste Aufgabe, aus der Werkzeugkiste der Absatzwirtschaftlerin die geeignete Hilfestellung auszuwählen und anzubieten, auf dass die Verbraucherin genau weiß, warum sie kauft, wenn sie kauft. Und kaufen soll sie. Und sich gut dabei fühlen. Und immer glauben, dass sie selbst die wichtigste Entscheidung selbst getroffen hat. Wie auch die Souffleuse am Ende der Schauspielerin applaudiert, der sie den Text vollständig vorgesagt hat.
Besonders gut zu beobachten ist dieses Phänomen zurzeit im Bereich der Verschönerung des äußeren Erscheinungsbildes. Die angebotenen Produkte und Dienstleistungen in diesem Bereich lassen sich bekanntlich grob einteilen in operative und dekorative Maßnahmen, wobei die Grenzen hier vermutlich fließend sind.
Mir erschließt sich der Produktnutzen der operativen Maßnahmen nach wie vor nur unvollständig. Hilfestellung erhalte ich allerdings am Berliner Bahnhof "Friedrichstraße" durch die plakatierte Frage "Haben Sie die richtige Nase"? Mir soll anscheinend bewusst werden, dass es einen
Auch im Bereich der dekorativen Maßnahmen erhalten Menschen seit Kurzem wichtige Hilfestellung bei der Produktwahl. Ein neues Deo verhindert nicht nur Geruch, sondern macht die für Deo in der Regel vorgesehene Körperregion auch "unwiderstehlich schön"! Ich habe mit dieser Kommunikation eines Produktnutzens vor allem ein semantisches Problem. Wer soll warum einer Achsel nicht mehr widerstehen können? Bisher konnte die Evolutionspsychologie mich von einer Reihe körperlicher Lockmittel überzeugen, die sich über die Jahrtausende bewährt zu haben scheinen. So kenne ich auch diverse Mittel und Möglichkeiten, geeignete Körperregionen in ihrer Anziehungskraft zu betonen. Die Höhlung an der Unterseite des Schultergelenks war mir dabei bisher offensichtlich entgangen.
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Donnerstag, 13. Juli 2006
Jogi Jogi Bär, Jogi Jogi Bär....
pianokoenig, 17:11h
Klinsmann und Löw waren ein kongeniales Team. Kongenial deswegen, weil sie zusammen genial waren. Deswegen "Kon-", weil die Genialität in der Zusammenarbeit bestand. Tut mir sehr leid, dass ich das Klugscheißen nicht lassen kann, aber ein Team ist erst dann ein Team, wenn es mehr leistet als seine einzelnen Teile. In allen anderen Fällen ist es eine Gruppe. Und nun sollen wir glauben, der Jogi hätte auch bisher schon alles alleine gemacht?
Die Wahrheit ist doch, dass jetzt jeder beflissen die "Ideallösung" beschwört, um zu verbergen, dass Herr Löw eine Verlegenheitslösung ist. Der Wunsch war, dass Klinsmann weitermacht. Und nun haben wir nur die zweitbeste Lösung, wenn überhaupt. Jupp Derwall war Assistent von Helmut Schön, Berti Vogts war Assistent von Franz Beckenbauer. Bei Beiden hieß es, im Grunde bleibe alles wie gehabt. Und was hat's gebracht? Zwei glückliche EM-Titel und ansonsten viel Schrott.
Der Assistent ist Assistent, weil er ein guter Assistent ist. Das gilt ohne Häme mit Sicherheit auch für Jogi Löw. Wäre er ein guter Chef, hätte er auch 2004 schon Chef werden können. Dass er jetzt Chef geworden ist, entspringt aus der Verlegenheit, dass der Wunschkandidat nicht will und dass es einen eigenartigen Glauben an die Kraft von Epigonen zu geben scheint. Wir sollten uns aber darauf einrichten, dass erst ein neuer Klinsmann und sein kongenialer Assistent uns wieder auf den Pfad des Erfolgs bringen werden.
Update: Er ist auch meiner Meinung.
Die Wahrheit ist doch, dass jetzt jeder beflissen die "Ideallösung" beschwört, um zu verbergen, dass Herr Löw eine Verlegenheitslösung ist. Der Wunsch war, dass Klinsmann weitermacht. Und nun haben wir nur die zweitbeste Lösung, wenn überhaupt. Jupp Derwall war Assistent von Helmut Schön, Berti Vogts war Assistent von Franz Beckenbauer. Bei Beiden hieß es, im Grunde bleibe alles wie gehabt. Und was hat's gebracht? Zwei glückliche EM-Titel und ansonsten viel Schrott.
Der Assistent ist Assistent, weil er ein guter Assistent ist. Das gilt ohne Häme mit Sicherheit auch für Jogi Löw. Wäre er ein guter Chef, hätte er auch 2004 schon Chef werden können. Dass er jetzt Chef geworden ist, entspringt aus der Verlegenheit, dass der Wunschkandidat nicht will und dass es einen eigenartigen Glauben an die Kraft von Epigonen zu geben scheint. Wir sollten uns aber darauf einrichten, dass erst ein neuer Klinsmann und sein kongenialer Assistent uns wieder auf den Pfad des Erfolgs bringen werden.
Update: Er ist auch meiner Meinung.
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