Montag, 19. Januar 2009
Zeit Online: Naomi Klein und der Antisemitismus
Am 15.01. schrieb Thomas Assheuer im Angebot von Zeit Online (www.zeit.de) einen Kommentar zu der bekannten Globalisierungskritikerin Naomi Klein. Der Kommentar bezog sich auf einen Aufruf von Naomi Klein zu einem Boykott israelischer Exportartikel. Ein Boykott sei wirkungsvoll und habe schon das Apartheid-Regime in Südafrika zu Fall gebracht, so Klein.

Assheuer sieht in diesem Aufruf von Frau Klein einen Beweis für eine historisch begründete Verbindung von Antikapitalismus und Antisemitismus. Assheuer erläutert als Hintergrund seines Urteils die Jahrhunderte alte Verschwörungstheorie, nach der der Kapitalismus eine jüdische Erfindung sei und nach der man „schaffendes“ und „raffendes“ Kapital unterscheiden solle. Diese Verbindung von Antikapitalismus und Antisemitismus sorge nun auch bei der Globalisierungskritikerin Naomi Klein für einen tief verwurzelten antijüdischen Reflex.

Diese Argumentation hat nur einen Schönheitsfehler. Eine kurze Recherche bei Wikipedia klärt recht schnell darüber auf, dass Naomi Klein selbst Jüdin ist und sich auch sehr bewusst dazu bekennt. Es ist also nicht einfach damit getan, Naomi Klein Antisemitismus unterzuschieben, wenn sie als Antikapitalistin zum Boykott gegen Israel aufruft.

Vielleicht ist Naomi Klein Antizionistin und grundsätzlich gegen die Existenz des Staates Israel eingestellt. Mit Sicherheit wirft sie das Apartheid-Regime Südafrikas und den Staat Israel in einen Topf und setzt das Verhalten der Palästinenser und das Verhalten der schwarzen Bevölkerung in Südafrika gleich. Ob das zulässig ist, dazu kann man trefflich anderer Meinung sein als sie. Vielleicht ist sie aber auch einfach nur die Antikapitalistin, die sie immer war, und betrachtet Krieg als Teil einer verfehlten Wirtschaftspolitik. Nur eins ist Naomi Klein höchstwahrscheinlich nicht: Eine Antisemitin.

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